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Ein Burnout ist ein Erschöpfungssyndrom, das sich über
längere Zeit schleichend durch Überforderung wie
Stress entwickeln kann. Häufig trifft es
gerade sehr engagierte Personen

Burnout: Phasenmodelle

Burnout Therapie

In der Burnout-Forschung kursieren verschiedene Phasenmodelle, die den Verlauf, den die Entwicklung eines Burnout-Syndroms nimmt, in einzelne Phasen oder Stadien theoretisch unterteilen. Die Anzahl der Phasen gereicht dabei von drei (z.B. in der Konzeption von Lauderdale 1982) bis hin zu zwölf Phasen (in der Konzeption von Freudenberger und North 1992), wobei die Reihenfolge der Phasen mal mehr, mal weniger verbindlich ist.

Allen diesen theoretischen Modellen ist jedoch gemeinsam, dass sie bislang empirisch (d.h. anhand wissenschaftlich erhobener Daten) noch nicht eindeutig nachvollzogen werden konnten. Sie stellen also lediglich mehr oder minder plausible Vermutungen über "idealtypische" Entwicklungsverläufe des Burnout-Syndroms dar und keine gesicherten Erkenntnisse.

Da bislang keines der Phasenmodelle wissenschaftlich-empirisch eindeutig bestätigt werden konnte, werden die einschlägig diskutierten Modelle nachfolgend unkommentiert aufgeführt.

Edelwich & Brodsky (1980) mit "Five Stages of Disillusionment"1)

  1. idealistische Begeisterung
    Selbstüberschätzung, hochgesteckte Ziele, Omnipotenz-Phantasien, Optimismus, hoher Energieeinsatz sowie Überidentifizierung mit Klienten und der Arbeit
  2. Stillstand
    erste Enttäuschungen, Beschränkung der Kontakte auf Kollegen, Reduzierung des Lebens auf die Arbeit, Rückzug von Klienten und Vernachlässigung des Familienlebens
  3. Frustration
    Erfahrung der Erfolg- und Machtlosigkeit, Problemen mit Bürokratie, gefühlter Mangel an Anerkennung von Klienten und Vorgesetzten, Gefühle von Inkompetenz, psychosomatische Erkrankungen
  4. Apathie
    völlige Desillusionierung, Verzweiflung wegen schwindender beruflicher Alternativen, Resignation, Gleichgültigkeit
  5. Intervention
    (Selbstheilungsversuche)

Maslach (1982) 2)

  1. emotionale und physische Erschöpfung
    Müdigkeit schon beim Gedanken an die Arbeit, Schlafstörungen, Anfälligkeit für Erkältungen und Schmerzen.
  2. Depersonalisation
    negative Gefühle und zynische Einstellung gegenüber anderen (Kollegen, Patienten, Klienten, etc.), Schuldgefühle, sozialer Rückzug, Reduzierung der Arbeit aufs Notwendigste.
  3. reduzierte Leistungsfähigkeit
    Tendenz, die eigene Arbeit negativ zu bewerten, mangelndes Selbstwertgefühl, Widerwillen gegen alles

Lauderdale (1982) 3)

  1. Verwirrung
    • vages Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist
    • beginnende körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Angespanntheit, Schlaflosigkeit, Energiemangel
  2. Frustration
    • Unzufriedenheit, Ärger und leichte Reizbarkeit
    • evtl. Arbeitsplatzwechsel
    • körperliche Beschwerden nehmen deutlich zu, Symptome wie Rückenschmerzen, Migräne
    • Hang zu Betäubungsmitteln (Alkohol, Tabletten, Drogen)
  3. Verzweiflung
    • Gefühl der Sinnlosigkeit, grosse Selbstzweifel
    • Misstrauen, Zynismus
    • Mechanisierung des Lebens
    • Erschöpfungsgefühl schon bei kleinsten Anforderungen
    • Rückzug und Apathie

Cherniss (1980) 4)

  1. Beruflicher Stress
    Anforderungen übersteigen die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen
  2. Stillstand
    mit Gefühlen wie Angst, Spannung, Reizbarkeit, Ermüdung und Erschöpfung.
  3. defensive Bewältigungsversuche
    durch emotionale Abkoppelung, Rückzug, Zynismus und Rigidität.

Freudenberger & North (1992) 5)

  1. Der Zwang, sich zu beweisen
  2. Verstärkter Einsatz
  3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
  4. Verdrängung von Konflikten
  5. Umdeutung von Werten
  6. Leugnung der Probleme
  7. Rückzug
  8. Beobachtbare Verhaltensveränderungen
  9. Depersonalisation
  10. Innere Leere
  11. Depression
  12. völlige Erschöpfung

Burisch (2006) 6)

  1. Warnsymptome der Anfangsphase
    • Überhöhter Energieeinsatz ( z.B. Hyperaktivität und freiwillige unbezahlte Mehrarbeit und Verleugnung eigener Bedürfnisse)
    • Erschöpfung (z. B. Energiemangel, Unausgeschlafenheit)
  2. Reduziertes Engagement
    • für Klienten und Patienten (z. B. Verlust positiver Gefühle, grössere Distanz gegenüber Klienten)
    • für andere allgemein (z. B. Verlust von Empathie, Auftreten von Zynismus)
    • für die Arbeit (z. B. Desillusionierung, Widerwillen und Überdruss, Fehlzeiten)
    • erhöhte Ansprüche (z. B. Gefühl mangelnder Anerkennung und/oder Gefühl, ausgebeutet zu werden)
  3. Emotionale Reaktionen
    • in Form von Depressionen (z. B. Schuldgefühle, Insuffizienzgefühle, Selbstmitleid)
    • in Form von Aggressionen (z. B. Vorwürfe an andere, Reizbarkeit, Schuldzuweisungen, Launenhaftigkeit)
  4. Abbau
    • der kognitiven Leistungsfähigkeit (z. B. Desorganisation, Entscheidungsunfähigkeit, Konzentrationsschwäche)
    • der Motivation(z. B. Dienst nach Vorschrift, verringerte Initiative)
    • der Kreativität (z. B. verringerte Phantasie und Flexibilität)
    • Entdifferenzierung (z. B. rigides Schwarzweissdenken, Widerstand gegen Veränderungen aller Art)
  5. Verflachung
    • des emotionalen Lebens (z.B. Gleichgültigkeit)
    • des sozialen Lebens (z .B. Meidung informeller Kontakte, Einsamkeit)
    • des geistigen Lebens (z. B. Aufgabe von Hobbys, allgemeines Desinteresse)
  6. Psychosomatische Reaktionen(z.B. in Form von Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Atembeschwerden etc.)
  7. Verzweiflung: Gefühl der Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit bis hin zu Selbstmordabsichten

19.11.2012 - cmz


Fussnoten:

1) Edelwich, J. & Brodsky, A. (1980): Burn-Out. Stages of disillusionment in the helping professions. New York, NY: Human Science Press.

2) Maslach, C. (1982): Burnout - The Cost of Caring. Engelwood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.

3) Lauderdale, M. L. (1982): Burnout: Strategies for Personal and Organizational Life. San Diego, CA: Learning Concepts, subsidiary of University Associates.

4) Cherniss, C. (1980): Professional Burnout in Human Service Organizations. New York, NY: Praeger.

5) Freudenberger, H. & North, G. (1992). Burn-out bei Frauen. Über das Gefühl des Ausgebranntseins. Frankfurt a.M.: Krüger.

6) Burisch, M. (2006): Das Burnout-Syndrom (2. Aufl.). Heidelberg: Springer.